20.05.2020

Wir sind nicht allein

Eine Andacht zu Himmelfahrt und Pfingsten

Vom Theologischen Dienst der BBW-Leipzig-Gruppe

Ich bin nicht allein.
Du bist nicht allein.
Wir sind nicht allein.
Glaube verbindet.

Ich bin nicht allein.
Du bist nicht allein.
Wir sind nicht allein.
Liebe verbindet.

Ich bin nicht allein.
Du bist nicht allein.
Wir sind nicht allein.
Hoffnung verbindet.

40 Tage sind seit dem Osterfest vergangen. Steht Ostern in besonderer Weise für Neubeginn, für Aufbruch und Hoffnung, für das dichte Aufeinanderfolgen von heftigen Gefühlen: tiefste Not und Verzweiflung am Karfreitag und himmelhohes Jauchzen und Lebensfreude am Ostersonntag, so stehen die Erzählungen von Himmelfahrt und Pfingsten für Kontinuität, für ein auf Dauer angelegtes Lebenskonzept.

Nach Ostern war für die Menschen, die Jesus gekannt hatten, alles wieder möglich. Euphorisch feierten sie seinen Sieg über den Tod. Alles wird neu! Die Zeiten der Hoffnungslosigkeit, der Angst und des Lebens in Unterdrückung und Unfreiheit sind vorbei! So müssen sie damals empfunden haben. Ein neues Leben mit diesem Jesus, den die Menschen als ihren Retter und König feierten, schien anzubrechen.

40 Tage bleiben ihnen gemeinsam mit Jesus. Sie begegnen einander, sie feiern Abendmahl, er zeigt sich seinen Freunden wieder im Leben. So lesen wir die Erzählungen in der Bibel. Doch dieser Jesus bleibt nicht in ihrem sichtbaren Lebensumfeld, in den Häusern und auf den Straßen rund um Jerusalem. Er stirbt auch nicht ein zweites Mal. Aber er verlässt seine Freunde sichtbar, körperlich, wie es erzählt wird, und diesmal für immer. Phantastisch ausgemalt haben sich das die Menschen später in ihren Erzählungen, wie Jesus vor ihren Augen hinauf in den Himmel steigt und von einer weißen Wolke umhüllt wird. Wie auch immer diese Geschichte tatsächlich passiert ist – für seine Freunde muss es ein einschneidendes Erlebnis gewesen sein. Vielleicht ist das, was Christen als „Himmelfahrt“ feiern, der Moment, in dem sich Himmel und Erde am stärksten verbinden in diesem Menschen Jesus: Wenn es etwas gibt, was jenseits unserer Vorstellungskraft liegt, etwas, worin wir aufgehoben und gehalten sind auch wenn wir sterben, etwas, das sich unseren menschlichen Kategorien von Vergangenheit und Zukunft, von richtig und falsch, von gut und böse entzieht – dann ist es dieses Himmlische, dieses Göttliche, auf das Jesus zeit seines Lebens hinzuweisen versuchte. Mit seiner „Himmelfahrt“ holt Jesus den Himmel auf die Erde.

Die Jünger müssen nun lernen, sich einzurichten in einer Welt ohne ihn, jedenfalls physisch. Was bleibt von den gemeinsamen Jahren mit ihm? Sie müssen einen Weg finden, das zu bewahren, was sie an Menschlichkeit, Vertrauen und Lebenssicht durch ihn gewonnen haben: das Gefühl von Geborgenheit in diesem Leben, das Bild eines Gottes, der nah ist und menschlich ist, der trägt, tröstet, verzeiht und uns auf diese Weise ganz Mensch sein lässt. Sie ahnen: Da ist etwas, was sie weiterträgt und was auch andere Menschen tragen kann, wenn sie es ihnen nur weitersagen. Das, was mit Jesu Leben begonnen, von Karfreitag jäh durchkreuzt und sich an Ostern mit voller Wucht Bahn gebrochen hat, das endet nicht an Himmelfahrt. Es hat Bedeutung für seine Jünger und alle kommenden Generationen.

So sitzen sie am Pfingsttag beieinander, als sie etwas ergreift, was sie später als Windhauch, als Sturm, als warmes Feuer beschreiben werden. Eine große Zuversicht und ein Trost machen sich in ihnen breit, der sie ermutigt, die Geschichte mit Jesus nicht enden zu lassen. Die Erlebnisse mit ihm, sein Reden und Handeln, seine Zuwendung zu den Menschen, die haben die Jünger für immer geprägt und verändert. So sollten wir Menschen füreinander sein! Man kann das Pfingstgeschehen von Feuer oder Sturm in ihren Seelen deuten als Antrieb, Motivation und BeGEISTerung, oder als tiefen Frieden und tiefes Vertrauen, als Gewissheit: die Sache Jesu weiterzuverfolgen, das ist unser Auftrag! Und sie tun es. Sie stehen auf und gehen los. Sie gehen zu den Menschen, sie erzählen, was sie begeistert, sie predigen, trösten, ermutigen, hören zu, vertrauen, heilen, helfen, lieben. Sie taufen Menschen in die Gemeinschaft mit Gott hinein, sie schaffen neues Miteinander, und gründen damit Gemeinde.

Damit beginnt etwas, das bleibt. Bis heute. Der Neubeginn, der Ostern so überwältigend, so schwer einzuordnen, so einmalig losbrach, der ist im Inneren der Menschen angekommen und hat dort seinen Platz gefunden. Auf Dauer. Die Einmaligkeit der Auferstehung aus allem, was uns Menschen lähmt und festhält, hat sich gewandelt in eine Perspektive von Dauerhaftigkeit. Ein Leben mit dem Pfingstfeuer im Herzen ist wie ein immerwährender Ostermorgen. Als hätte Gott zu Pfingsten hinter die Osterhoffnung ein „für immer“ gesetzt. Amen.

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Christine Heuer

Christine Heuer

Leiter*in Unternehmenskommunikation

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