Als Projekt abgeschlossen, als Meilenstein institutionell mit einer eigenen Fachstelle abgesichert und fortgeführt: Das Projekt „Wir starten Berufe! Anerkannt – Standardisiert – PRAXISBAUSTEIN“ hat nach Ansicht von Sozialministerin Petra Köpping die berufliche Bildung in Werkstätten für Menschen mit Behinderung in Sachsen revolutioniert und ihren Anspruch auf anerkannte und zertifizierte Bildung eingelöst. „Wir haben mit diesem Projekt in der siebenjährigen Laufzeit viel mehr erreicht, als erwartet“, lobte Köpping in ihrem Grußwort. Viele Menschen mit Behinderung konnten und können jetzt von den sächsischen Handwerkskammern und IHKen zertifizierte Bildungsabschlüsse erzielen. Damit wurde zum ersten Mal in der Geschichte der Werkstätten das wichtige Ziel erreicht, Menschen mit Behinderung nach „Praxisbaustein“ zertifizierte Abschlüsse in die Hand zu geben. Für elf Praxisfelder wie Küche und Service, Reinigung, Wäscherei, Holzbearbeitung, Verpackung, Lager Logistik, Montage, Bürodienstleistungen gibt es Leistungsnachweise, die auch auf dem ersten Arbeitsmarkt anerkannt sind und für Unternehmen eine wichtige Einstellungs-Entscheidungshilfe sind.
„Zertifikate zählen in Deutschland viel. Mit diesen Bildungs-Zertifikaten sind wir in Deutschland führend und Werkstätten sind damit moderne Orte der Bildung geworden“, so die Ministerin. Das Interesse der Beschäftigten an den Zertifikaten nach Praxisbaustein sei groß. „Diese würdigen die Leistungen jedes Einzelnen und eröffnen die Chance, eine berufliche Zukunft innerhalb oder außerhalb der Werkstatt aktiv zu gestalten.“ Über die Hälfte aller sächsischen Werkstätten kann mittlerweile die berufliche Bildung nach Praxisbaustein anbieten.
„Ex oriente lux – aus dem Osten kommt das Licht, was die berufliche Bildung für Menschen mit Behinderung angeht!“ fasst Klaus-Peter Hansen, Geschäftsführer der Regionaldirektion Chemnitz/ Bundesagentur für Arbeit das Ergebnis des Projekts zusammen. Es sei ihm stets eine Herzensangelegenheit gewesen, dass Menschen mit Behinderung einen Zugang zu standardisierter und zertifizierter Bildung haben. „Wir haben uns mit diesem Projekt selbst etwas bewiesen: eine inklusive Werkstatt geht. Aus Stolpersteinen sind Praxisbausteine geworden und ich danke allen, die dazu beigetragen haben.“ Er werde sich bundesweit dafür einsetzen, dass das Projekt Nachahmung findet.
Das vom Freistaat Sachsen zu 90% geförderte Liga - Projekt geht auf eine Idee der Diakonie Sachsen zurück und ist nun nach siebenjähriger Laufzeit als Projekt zu Ende, wird aber mit einer bundesweit ebenso einmaligen Fachstelle für die berufliche Bildung und Qualifizierung für Menschen mit Behinderung institutionell weitergeführt. Die Fachstelle wird zukünftig sicherstellen, dass die bestehende Vereinbarung mit den zuständigen Stellen nach BBiG eingehalten und die Fachkonzepte der Bundesagentur für Arbeit in Verbindung mit PRAXISBAUSTEIN angewendet werden. Weitere Aufgabe ist, das Verfahren PRAXISBAUSTEIN weiterzuentwickeln und über Sachsen hinaus zu tragen. Sie wird zum 01.06.2021 als Arbeitsbereich an der DIAkademie Moritzburg ihre Arbeit aufnehmen.
Köpping stellte als neues Projekt die Adaption der Praxisbausteine für den Arbeitsbereich der Werkstätten in Aussicht. Damit würde sie ein zentrales Anliegen des landesweiten Sprecherrats der Werkstätten für Menschen mit Behinderung erfüllen: „Das Thema lebenslanges Lernen und berufliche Bildung ist ein in der UN-Behindertenrechtskonvention klar benanntes Recht, findet aber in den Werkstätten für Menschen ausschließlich im Berufs-Bildungsbereich statt. Zugang zu Bildungs- und Zertifizierungsangeboten wünschen sich aber auch diejenigen, die schon viele Jahre im Arbeitsbereich einer Werkstatt arbeiten!“
PRAXISBAUSTEIN an der Diakonie am Thonberg
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